Mittwoch, 9. Juli 2014

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Tokyo - Teil II

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Liebe Leser,

nach einem kurzen Frühstück machten wir uns gleich früh auf den Weg zum Fischmarkt, bei dem wir pünktlich um 09.00 Uhr ankamen. Dieses Mal wussten wir gleich schon in der U-Bahn, dass wir die richtige Haltestelle erwischt hatten und das lag nicht etwa an großen Touristenströmen, sondern schlicht weg am Geruch. Hossa, da wehte uns wirklich eien steife Briese um die Nase...




Am Ausgang der U-Bahn-Station angekommen wurde uns gleich eine Karte des Hafengeländes in die Hand gedrückt, auf der, neben den ganzen Flächen, die nicht öffentlich zu besuchen sind, auch noch ein paar Warn- und Verhaltenshinweise abgedruckt waren, die sich tatsächlich als sehr hilfreich erwiesen. Denn kaum hatten wir das Gelände betreten, da ging es auch schon los: von links ein großer LKW und von allen übrigen Seiten scheinbar völlig wirr durcheinander fahrende, unheimlich viele kleine und erschreckend flinke sowie leise gabelstaplerähnliche Transportfahrzeuge mit einer kleinen Ladefläche hinten, aber dafür ohne Gabeln vorne. Das wäre aber auch tatsächlich zu viel des Guten gewesen, hätte man neben der Gefahr überfahren zu werden auch noch darauf achten müssen, nicht aufgespießt zu werden. Du meine Güte, was für ein Durcheinander. An der ein oder anderen Ecke fanden wir auch noch ein paar der großen Thunfische, die zwischen 05.00 Uhr und 06.00 Uhr auf der Versteigerung errungen wurden. Überall weiße Styroporboxen und ständig laute Rufe von Arbeitern. Dazu der Geruch von frischem Fisch, überall Wasserpfützen und das Gewirr der kleinen, stillen, aber starken Flitzer. Was für ein scheinbares Chaos. 

Wir folgten einfach dem freundlichen Licht aus einer großen, dunklen Lagerhalle und fanden in ihr tatsächlich den von allen Seiten angepriesenen Fischmarkt. Die Händler waren gerade damit beschäftigt, ihre Waren auszulegen und für den Verkauf vorzubereiten. Manche nahmen dazu Fische aus, deren Eingeweide dann in großen Bottichen gesammelt wurden. Die Köpfe wurden zu einem anderen Stand transportiert und der Fisch danach in einer fast zeremoniellen Art und Weise weiter zerlegt. Und mitten in diesem Chaos kam ein kleiner Junge zur Welt, der sich mit einem lauten Schrei ins Leben boxte... Nein, Quatsch, aber irgendwie erinnerte uns diese Szenerie schon an den Anfang des Buches "Das Parfum". ;-) Nur, dass hier, nachdem alles aufgebaut und mit Eis bedeckt/ unterfüttert war, der Geruch überhaupt nicht mehr stark und eigentlich auch alles recht ordentlich aussah. 

Es gibt aber nicht nicht nur Fische auf diesem Markt, sondern auch unzählige Muschel- und Schneckenarten sowie Oktopusse, Krebse und Shrimps. Eine Fischsorte, die absolut weiß war und anscheinend keine Augen hat, weckte unser besonderes Interesse und mit Händen und Füßen stellten wir dem Verkäufer die Frage, ob dieser Fisch denn keine Augen habe. Der Verkäufer drehte den Fisch daraufhin um und zu unserer Überraschung war er von der anderen Seite sandfarben statt weiß und noch dazu hatte er auch sehr wohl zwei Augen, nur eben anders angebracht, als wir das gewohnt waren. Hm, so wie eine Flunder, eben.

Je mehr Waren ausgepackt wurden, desto enger wurden die Gänge und doch musste man immer noch gut aufpassen, von den kleinen wendigen Flitzedingern nicht über den Haufen gefahren zu werden. Nach ungefähr einer halben Stunde hatten wir dann auch begriffen, dass fast jeder Stand das gleiche verkauft und machten uns auf den Weg zur nächsten Sehenswürdigkeit: der Nihombashi Bridge.

Die Brücke erwies sich zwar als schön, aber auch als wenig spektakulär, was dazu führte, dass wir dem gerade unter der Brücke herfahrenden Mülleinsammelschiff viel mehr Aufmerksamkeit entgegen brachten. Das Prinzip dieses Schiffes ist einfach: vorne stehen zwei Menschen mit langen Keschern, die dazu genutzt werden, den Müll, der im Wasser schwimmt, auf das in der Mitte des Bootes angebrachte Förderband zu schieben, das den Müll dann in eine große Folie fallen lässt. Simpel, aber sehr effektiv und erstaunlich wendig.

Überhaupt macht Tokyo inpunknto Sauber- und Freundlichkeit Singapur Konkurrenz: nirgendwo liegt Müll in den Straßen oder gar in Metrostationen. Alles ist blitzeblank sauber und Rauchen ist auch nur an den dafür vorgesehenen Orten erlaubt, nirgendwo sonst und schon gar nicht in der Öffentlichkeit. Zudem sind hier alle sehr aufgeschlossen, hilfsbereit und unheimlich ehrlich: bei Subways, beispielsweise, legte eine Japanerin glatt eine Handtasche auf den Stuhl neben uns, um ihn sich zu reservieren, während sie seelenruhig ihr Sub bestellte. Und die Schlange war lang. Und sie konnte ihre Tasche aus der Schlange heraus nicht beobachten. Keine zwei Minuten später sah Stefan ein herrenloses iPhone 5 auf einem Tisch liegen, inmitten von vielen Fremden. Kurz bevor wir aufspringen und das Telefon einem Mitarbeiter anvertrauen wollten, kam der Besitzer aber zurück: auch er hatte sein Telefon nur zur Reservierung des Platzes benutzt. Wahnsinn, oder? Am Abend überhörte Nina auch noch eine Konversation, in der eine Südamerikanerin erzählte, dass einer ihrer Freunde sein Handy liegen gelassen sowie sich mit demjenigen getroffen habe, der das Telefon gefunden habe und der ihm das Telefon dann komplett aufgeladen (!) zurückgegeben habe. Und genauso ist es hier auch: unheimlich ruhige, freundliche und sehr hilfsbereite, aufgeschlossene Menschen leben hier. Sogar mögliche Sprachprobleme halten sie nicht davon ab, dich anzusprechen und alles dafür zu tun, dich auf den richtigen Weg zu bringen. Auch, wenn sie dafür noch viele andere Menschen involvieren müssen. Hier fühlen wir uns wirklich wohl. Die vom Tauchen bekannte und befürchtete Hektik und Reserviertheit der Japanergruppen ist uns hier noch nicht begegnet. Es ist wirklich ein unbeschwertes und heiteres Reisen, hier in Japan. Die lächelnden Gesichter sind hier wirklich echt! :-) Kaum zu glauben, dass wir bereit gewesen wären, dieses Land einfach komplett links liegen zu lassen! Und das nur auf der Basis von entwickelten Vorurteilen! Man, man, man...

Wie auch immer: zurück zum Entdeckungsplan für unseren zweiten Tag in Tokyo:
Nach der Brücke haben wir uns auf den Weg zum Imperial Palace gemacht, doch leider sieht man von außen nichts als hohe Mauern. Den Palast selbst darf man ja ohnehin nur an zwei Tagen im Jahr besuchen und auch die Touren für die Gärten sind schnell ausgebucht und nur online zu reservieren, was uns aus Deutschland leider nicht möglich war, da die Webseite nicht richtig funktionierte. Macht aber nichts, das Wetter war sowieso reichlich durchsetzt und so entschieden wir uns dazu, lieber gleich zur nächsten Station aufzubrechen: Tokyo Station. Das Gebäude an sich ist hübsch anzusehen und die Gegend an sich besteht zum größten Teil aus einem Mix von schönen, alten Gebäuden und Hochhäusern, was eine tolle, wenngleich eigenartige Mischung ist. Die Sonne ließ sich pünktlich blicken und so konnten wir tatsächlich die Straße ein paar Meter herunterwandern, um auf dem Weg zum Sony Building noch das International Forum anzusehen. Das ist ein Gebäude in Schiffform, das zum größten Teil aus Glas besteht. Außerdem lag ein großes Elektronikgeschäft auf dem Weg, in dem wir gleich 'mal eine neue Canon Powershot G16 und zugehöriges Unterwassergehäuse für unverschämt wenig Geld erstanden. Das kam uns gerade recht, nachdem Stefan im Flugzeug aufgefallen war, dass er unser Unterwassergehäuse zu Hause im Studio liegen gelassen hat und seine daraufhin schlechte Laune nur schwer verbergen konnte... Stellt euch Nina gleichzeitig müde und hungrig vor und ihr habt eine ungefähre Vorstellung davon, wie Stefan so war... ;-) Na ja, wie auch immer: jetzt ist ja alles in Butter und noch dazu hat Stefan am Abend im Internet glücklich festgestellt, dass die neue G16 sogar irgendso'ne spezielle Sternenfunktion hat, oder so, die ihm das Fotografieren der Sterne auf Hawaii (er befürchtet jetzt schon viele schlaflose Nächte) erleichtern wird! :-) 

Das Sony Building, das im Lonely Planet damit angepriesen wird, dass man mit noch nicht veröffentlichten Dingen ausprobierend spielen dürfe, war eher ernüchternd und so entschieden wir uns für einen Kaffee an der vielfrequentierten Shibuya Kreuzung (erinnert ein bisschen an den Times Square, mit all den großen Leinwänden), an der wir gemütlich im ersten Stock des Starbucks mit Blick auf die Kreuzung saßen und Stefan eine weitere Timelapseaufnahme laufen ließ, damit ihr euch das Treiben da auch ordentlich vorstellen könnt. 
Außerdem steht auch die Statue von Hachiku auf dieser Kreuzung. Das war ein Hund, der einem japanischen Professor zulief. Jeden Tag holte er den Professor um dieselbe Zeit an der Station ab und wurde richtig berühmt. Leider starb der Professor, doch der Hund kam noch weitere zehn Jahre jeden Tag zur gleichen Zeit zur Station, um auf ihn zu warten. Um dem Hund Respekt zu zollen, wurde eine Statue von ihm errichtet. Die Geschichte wurde verfilmt und den Film haben wir 'mal mit Stefans Mama gesehen: ihr hätte unser Besuch der Statue sicher auch sehr gefallen!

Als letzte Station dieses Tages standen das Anime-/ Mangaviertel/ die Electronic City Akhiabara auf dem Plan. Hier landeten wir wirklich in einer komplett anderen Welt. Irre. Nein: so richtig irre. Überall hängen große Plakate und Leinwände, auf denen die Figuren abgebildet sind und einige Menschen laufen hier sogar als Mangafiguren verkleidet herum. Wirr, laut, schrill, bunt, verrückt,... sind die Adjektive, die einem hierzu einfallen... Immerhin konnten wir in einem der Shops Toms (Stefans Neffe) Auftrag erfüllen, auch wenn wir das Geschäft noch ein wenig verstörter als schon zuvor verließen... ;-)

Wieder in unserem Hotel angekommen ging Nina noch schnell in die Badewanne, während sich Stefan wie ein Kind an Weihnachten über unsere neue kleine Kamera freute. :-)

Also rundherum ein gelungener Tag, dem auch das wechselhafte Wetter seinen Charme nicht nehmen konnte.

Am nächsten Tag standen dann  Pandas auf dem Plan, aber davon im nächsten Post mehr...

Liebe Grüße
Stefan und Nina











































































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